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Sono Motors Sion

Sono Motors Sion

Seit 2012 tüfteln Jona Christians und Laurin Hahn an einem Elektroauto, das sich autark mit Sonnenenergie lädt. Mit dem Ziel ein solches Elektroauto für 16.000 Euro zuzüglich 4.000 Euro für die Antriebsbatterie in den Verkauf zu bringen, haben beide ihr Studium aufgegeben und im Januar 2016 zusammen mit Navina Pernsteiner die Sono Motors GmbH gegründet. Zur Finanzierung des Unternehmens diente eine Crowdfunding-Kampagne auf der Internetplattform Indiegogo, über die dem Startup im September 2016 Mittel in Höhe von 179.540 EUR zuflossen.

Es folgten weitere erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen auf den Investment-Plattformen Seedrs und WiWin. Zusammen mit Vorauszahlungen von Reservierern sowie Investorengeldern konnten auf diese Weise zwei auf dem BMW i3 basierende Prototypen gebaut werden, bei denen die Karosserie mit Solarzellen beplankt ist. Die beiden Fahrzeuge ohne Straßenzulassung wurden im August 2017 vorgestellt und sollten bis 2019 zur Serienreife entwickelt werden.

Sion 1. Generation
Sion 1. Generation Interieur

Am 1. Dezember 2019 gab das Münchener Start-up überraschend bekannt, für das Fortbestehen des Projekts 50 Millionen Euro zu benötigen. Da im Vorfeld Investorengespräche gescheitert waren, wurde zu einer neuen Crowdfunding-Kampagne aufgerufen, mit der innerhalb von 30 Tagen 50 Millionen Euro akquiriert werden sollten. Die Unterstützer hatten dabei die Möglichkeit, eine „Reservierungsanzahlung“ mit einem Peisvorteil von bis zu 3.000 Euro auf den späteren Verkaufspreis von 28.500 Euro zu leisten. Bis zum Ende der Kampagne wurden jedoch lediglich knapp über 32 Millionen Euro eingesammelt. Nur durch eine Kampangnenverlängerung sowie Zuschüsse der Altkapitalgeber konnte das Ziel am Ende doch erreicht werden.

Mit den Mitteln aus der Kampagne wurden zwei neue Prototypen gebaut, die im Januar 2021 auf der virtuellen CES vorgestellt wurden. Die Fahrzeuge mit mattschwarzen, flächenbündig in die Karosserie eingelassenen Solarmodulen verfügen noch nicht über den angekündigten LFP-Akku und können zudem noch nicht mit selbst erzeugten Strom geladen werden. Die Vorderräder der beiden nicht für die Straße zugelassenen Prototypen werden nun von einem E-Motor des Sono-Partners Continental angetrieben, wie er z.B. auch im Opel Corsa-e zum Einsatz kommt.

Sion 2. Generation

Während noch im Januar 2020 von einem Produktionsstart im Jahr 2022 im Werk des Saab-Nachfolgers National Electric Vehicle Sweden (NEVS) in Trollhättan und einem Finanzierungsbedarf von 205 Millionen Euro die Rede war, wurde der Start der Serienproduktion immer wieder aufs Neue verschoben. Gleichzeitig erhöhte sich der Kapitalbedarf fortlaufend. Das Bestehen einer verbindlichen Produktionsvereinbarung wurde im Übrigen von dem NEVS-Chef Stefan Tilk Ende 2021 dementiert.

Am 22. Oktober 2021 verkündete Sono Motors, Unterlagen für ein IPO an der amerikanischen Nasdaq eingereicht zu haben. Im Wertpapierprospekt zum Börsengang wurde der Kapitalbedarf bis zum Serienstart des E-Autos auf 354 Millionen Dollar beziffert. Das IPO erfolgte am 17. November 2021 zu einem Ausgabepreis von 15 Dollar je Aktie und spülte dem Unternehmen einen Bruttoerlös von 172,5 Millionen Euro in die Kassen, womit bei dem Entwicklungsdienstleister Bertrandt 16 Serien-Validierungsfahrzeuge aufgebaut werden sollten.

Da das E-Auto-Startup bis zu diesem Zeitpunkt noch keine nennenswerten Einnahmen generierte, wurde mit den Reservierungs-Vorauszahlungen auch die Vergütung der Vorstandsmitglieder bezahlt. Bei einigen Unterstützern sorgte daher die Höhe der Vorstandsvergütung für Unmut, die laut Geschäftsbericht für das am 31. Dezember 2021 endende Geschäftsjahr inklusive Boni über 1,3 Millionen Euro betrug. Laurin Hahn erhielt davon 307.852,84 Euro, Jona Christians 305.515,84 Euro, Torsten Kiedel 236.925,00 Euro, Thomas Hausch 265.109,77 Euro und Markus Volmer 201.666,61 Euro.

Anfang April 2022 präsentierten die Münchner einen neuen Produktionspartner. Statt bei NEVS soll das mit Solarmodulen bestückte Elektroauto nun in Finnland bei Valmet Automotive im Werk in Uusikaupunki gefertigt werden. Als Folge des Wechsels wurde der Produktionbeginn auf Ende 2023 verschoben und die Finanzierungsplanung auf 275 Millionen Euro erhöht.

Bereits ein halbes Jahr nach dem Börsengang führte Sono Motors eine Kapitalerhöhung durch und beschaffte sich 40 Mio. Euro von Anlegern. Der Platzierungspreis der neuen Aktien betrug 4 Dollar das Stück.

Nachdem sich die Barmittel Anfang Dezember 2022 auf nur noch 25 Millionen Euro beliefen, startete Sono Motors am 8. Dezember die Reservierungs-Kampagne #saveSion, mit der das Unternehmen innerhalb von 50 Tagen 100 Millionen Euro einsammeln wollte. Dieser Betrag hätte dem Verkaufserlös von 3.500 Fahrzeugen entsprochen. Allerdings hätte diese Summe nicht für die Rettung gereicht, denn für den auf 2024 verschobenen Produktionsbeginn wären laut Unternehmensangaben noch einmal mindestens 140 Million Euro nötig gewesen.

Trotz groß angelegter Roadshow fanden sich jedoch nicht genügend neue Unterstützer. Im Februar 2023 gab Sono Motors schließlich das Aus für das Solarauto bekannt. Kurz darauf meldete die Firma Insolvenz an.

Bis zum Schluss haben rund 21.000 Privatpersonen an das Solarauto-Projekt geglaubt und dem Unternehmen 44 Millionen Euro in Form von Anzahlungen vorgestreckt.

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