Was ist bidirektionales Laden?
Vom bidirektionalen Laden spricht man, wenn ein Elektroauto über den Ladeanschluss sowohl elektrische Energie aus einem Stromnetz speichern als auch aus der Hochvoltbatterie zurück in ein Stromnetz speisen kann. Die Bezeichnung setzt sich aus dem vorangestellten Wortbildungselement bi = zwei und dem Adjektiv direktional = in eine Richtung zusammen. Bidirektionales Laden bedeutet also Laden in zwei Richtungen.
Bidirektionales Laden ist die Voraussetzung für Vehicle to Grid (V2G), bei dem Strom in ein öffentliches Stromnetz zurückgespeist wird und Vehicle to Home (V2H) bzw. Vehicle to Buliding (V2B), bei dem Strom an einen Haushalt oder ein Gebäude abgegeben wird.
Welche E-Autos können bidirektional laden?
Bis heute ist der Nissan LEAF ZE1 das einzige vollelektrische Serienfahrzeug in Deutschland, das V2G-fähig ist und damit elektrische Energie sowohl aus dem Stromnetz entnehmen als auch in das Netz einspeisen kann. Im Laufe des Jahres 2024 soll der vollelektrische Renault R5 folgen. Zudem verfügen die Drillinge Citroën C-Zero, Peugeot iOn und Mitsubishi i-MiEV über die technischen Voraussetzungen zur Integration in eine häusliche Stromversorgung (V2H). Dazu ist eine spezielle Power–Box nötig, die an den CHAdeMo-Anschluss des Fahrzeugs angeschlossen wird und den Gleichstrom der HV-Batterie in Wechselstrom umwandelt. Die Nutzung der 1500 Watt starken Power-Box ist in Deutschland nur sehr eingeschränkt möglich, da die Box für das japanische Stromnetz ausgelegt ist und dementsprechend nur 110 Volt bietet.
Um die Integration von Elektroautos in öffentliche und private Stromnetze zu erproben, hat Nissan Anfang 2020 im Rahmen des Projekt „i-rEzEPT“ 20 Fahrzeuge und 20 rückspeisefähige Ladestationen zur Verfügung gestellt. Der Projektname „i-rEzEPT“ steht für „Intelligente Rückspeisefähige Elektrofahrzeuge zur Eigenstrommaximierung und Primärregelleistungsmarkt-Teilnahme“. Ins Leben gerufen wurde „i-rEzEPT“ von Nissan gemeinsam mit Bosch.IO und den Fraunhofer-Instituten IAO und IFAM und wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit insgesamt 2,39 Millionen Euro gefördert. Bis auf ein kurzes Video sind bislang noch keine Ergebnisse veröffentlicht.
Was ist V2L?
Eine Hürde für das bidirektionale Laden sind die fehlenden rechtlichen Grundlagen. Einige Hersteller wie Hyundai, Honda und MG rüsten daher ihre Fahrzeuge mit einer V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) aus. Hierbei können externe Geräte an das Fahrzeug angeschlossen und mit Wechselstrom mit einer Leistung von 3,6 kW versorgt werden. Da die entnommene elektrische Energie aber nicht in ein Stromnetz gespeist wird, erfüllt V2L nicht die Kriterien für bidirektionales Laden.
Übersicht
Ab wann bidirektionales Laden in Deutschland wirtschaftlich möglich sein wird, lässt sich momentan nicht sagen. Genau wie beim autonomen Fahren, wird von Zeit zu Zeit das Laden in zwei Richtungen groß angekündigt, danach ist es wieder lange Zeit ruhig um das Thema.